Das zweite Mal um den Felsen – aber diesmal mit Champagnersegeln! Die Löwe von Bremen beim Rolex Fastnet Race 2025
- Frederick Nabor

- 4. Aug.
- 4 Min. Lesezeit

Nach der Zubringerregatta bleiben uns noch zwei Tage in Cowes für die letzten Vorbereitungen, bevor am Samstag, den 26. Juli, der Startschuss für das diesjährige Rolex Fastnet Race fallen wird. Für die Mehrheit der Crew ist es die zweite Teilnahme an der rund 700 Seemeilen langen, international beliebten Regatta und die Vorfreude und Aufregung steigt mit jedem Tag.
Der Donnerstagmorgen beginnt bei uns mit einem stärkenden Bacon & Eggs-Frühstück bei wunderbarem Sonnenschein. Danach geht es ans putzen, basteln und sortieren: Das Unterwasserschiff wird geputzt, der Rumpf gesäubert und gewachst, das Rigg geprüft, 120 Liter Wasser gekauft und einige Kleinigkeiten erledigt. Auch unter Deck sortieren wir penibel alles aus, was nicht für das Rennen wichtig ist und reduzieren unsere Kleidung auf das Notwendigste. Alles, was übrig bleibt, verpacken wir in drei Taschen, die von der Rennorganisation nach Cherbourg gebracht werden. Am Abend geht es dann zur Crew Party im Clubhaus des Royal Ocean Racing Clubs (RORC), bei der wir uns in entspannter Atmosphäre mit anderen Crews austauschen. Am Freitag werden dann die letzten Snacks gekauft – von Chips bis Shortbread, Instant Nudeln und englischen Süßigkeiten wandert alles in unsere Taschen – da müssen wir uns ein paar Mal selbst an unser selbstgesetztes Gewichtslimit von 30kg pro Person ermahnen, in das auch das Essen einberechnet wird. Nachmittags folgen dann die intensiveren Navigationsvorbereitungen und das Skipper’s Briefing.

Der Morgen des Starts ist wie beim letzten Mal von einem vorfreudigen Treiben im Hafen geprägt. Nochmal duschen, frühstücken und dann geht es auch schon los zum Startbereich. In diesem Jahr sind inklusive der Profiklassen knapp 450 Boote am Start. Wir segeln in der IRC Wertung mit insgesamt 380 anderen Segelbooten. Etwa 1,5 Stunden vor unserem Start beobachten wir die Starts der Ultims, IMOCAs und Class40s. Danach folgen die größeren IRC Boote, bevor wir um 12:30 Uhr unser Vorbereitungssignal bekommen. In unserer Klasse, IRC 2, nehmen 70 Boote teil, entsprechend voll war es an der Startlinie. Wir wollen uns möglichst nah an der Cowes Waterfront platzieren, um einen Strömungsvorteil zu erhalten, jedoch nicht zu ambitioniert herangehen, um bei Strom von hinten keinen Frühstart zu riskieren. Die Strategie können wir gut umsetzen und gehen bei 10-15 Knoten auf die Kreuz im Solent. Ein paar Stunden später passieren wir die Needles und sind frei im Englischen Kanal. Die nächsten 100sm entlang der englischen Küste erfordern Genauigkeit und Konzentration, um die gute Tide optimal auszunutzen und die Entgegensetzte zu umgehen. Das diesjährige Rennen zeigt sich in vollem Kontrast zu 2023: Während wir damals aufgrund der widrigen Bedingungen und der vielen Boote, die das Rennen vorzeitig aufgaben, ab den Needles weder andere Boote noch besonders viel Landschaft gesehen hatten, zeigt sich der Englische Kanal diesmal von einer absolut beeindruckenden Seite. Kurz vor Portland Bill begegnen uns die ersten Delfine, die Steilküsten strahlen im Sonnenlicht und bei Nacht sehen wir nicht nur den Sternenhimmel und Meeresleuchten, sondern auch noch einen „zweiten Sternenhimmel“ am Horizont, gebildet aus den Toplichtern der anderen Yachten. Die ersten 1,5 Tage bis zu den Scilly Isles halten wir uns unter den besten 100 von 380 Yachten in der IRC-Klasse. Bei den Inseln erwischt uns die erste Flaute, bevor wir uns auf die lange Kreuz über die keltische See begeben. Hierbei verlieren wir leider ein paar Plätze, denn hin und wieder stampfen wir uns in der teils wirren Welle ein. Das ständige Nebeneinanderhersegeln mit anderen Booten erhält unsere Motivation aber aufrecht und auch der Wind nimmt weiter draußen wieder zu.

Kurz vor Fastnet in der Nacht von Montag auf Dienstag probieren wir, die gute Strömung entlang der irischen Küste mitzunehmen. Dafür müssen wir ein paar Winddreher in Kauf nehmen, arbeiten uns aber zielstrebig vor in Richtung Felsen. Wir freuen uns schon, den Fastnet Rock endlich bei Tageslicht zu sehen – allerdings begrüßt uns ein diesiger Morgen und erst ca. 2sm vor Rundung lässt sich das Schimmern des Leuchtfeuers erkennen. Gegen 5 Uhr morgens erreichen wir endlich den berühmten Leuchtturm und beenden damit die lange „Startkreuz“. Ein Crewbild mit Leuchtturm darf natürlich nicht fehlen. Viel Zeit zum Bewundern bleibt jedoch nicht, da die Rundung des Felsens ein paar schnelle Segelwechsel erfordert. Die J2 nach der langen Kreuz endlich geborgen, kommt für ein paar Meilen der FH0 zum Einsatz, bevor wir den A4 für den zwei Tage andauernden Raumwindkurs setzen. Den Dienstag über begleitet uns Wind bis 17kn und eine gute Welle zum Surfen. Mittwoch holt uns dann erneut abflauender Wind ein. Die Wettervorhersagen haben uns mehr Hoffnung gemacht: die 18kn, die fast alle Modelle vorhergesagt hatten, kommen einfach nicht. Immer mal wieder verirrt sich eine etwas stärkere Brise zu uns, jedoch leider nicht konstant. So werden die letzten 100sm zu einem langen Weg und an der Pinne ist höchste Konzentration erforderlich, um den Genni irgendwie zum Stehen zu bekommen.

Aber uns trägt eine entscheidende Motivation: Noch immer besteht die Möglichkeit, die Haspa berechnet zu schlagen – es handelt sich jedoch nur um ein Zeitfenster von wenigen Minuten! Die letzten Meilen segeln wir mit der gesamten Crew an Deck und probiern wie bei einer Inshore-Regatta alle Register zu ziehen, um jede Sekunde herauszuholen. Parallel begrüßt uns ein wunderschöner Sonnenaufgang vor Cherbourg, mittlerweile baut sich wieder eine schöne Brise auf, sodass der Gennaker uns zuverlässig voranbringt. Die letzte Halse geschafft, ist auch kurz danach das Fort de l’Ouest und damit die Ziellinie in Sicht.
Wir beenden das Fastnet Race 2025 am 31. Juli 2025 um 6:12 Uhr BST und einer Gesamtzeit von 4 Tagen, 17 Stunden und 32 Minuten (berechnet 4 Tage, 23 Stunden, 12 Minuten).
Und die Anstrengung hat sich gelohnt: Wir schaffen es auf den 221. Platz in der IRC Gesamtwertung und damit 2 Plätze vor die Haspa. In IRC 2 werden wir 44. von 70 Booten und unter der deutschen Konkurrenz platzieren wir uns auf dem 10. Platz von 30 Booten.
Darauf gibt es dann einen Anlegesekt und wir genießen die letzten zwei Tage in Cherbourg, bevor eine andere Jugendcrew die Löwe zurück nach Hause segeln wird.




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