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Spanische Nordküste – mit rauem Charme oder:Spanische Nordküste – mal rau, mal flau

Wie so oft in diesem Jahr startet unser Törn in A Coruña - geplant ist eigentlich Ponta Delgada auf den Azoren mit Zielhafen Porto. Aber auch die alte Hafenstadt A Coruña lockt die Crew schon vor dem Start der Reise, und so können wir uns bereits am Freitagabend zu einem gemeinsamen Tapas-Essen treffen und kennenlernen, bevor jeder wieder in seiner Unterkunft verschwindet. Gegen Mittag übernehmen wir die Wappen von der Vorcrew mit Schiffer Michael Rapp, und die bereits am Freitag erledigten Einkäufe werden auch schon an Bord geliefert. Nach Verstauen, Sicherheitseinweisungen und den neuesten Wetterberichten entscheiden wir uns, doch nicht La Trinité in Frankreich anzusteuern und einen Dreieckskurs durch die Biskaya zu segeln, sondern an der nordspanischen Küste zu bleiben. Gegen 17 Uhr stechen wir in See. SW6 und eine alte Dünung zwingen in der Nacht vielen der Crew einige „Opfer“ ab. Am nächsten Abend steuern wir Gijón an, das entgegen einiger Behauptungen nicht für seinen Tomatenketchup bekannt ist. Die im Hafen schlagartig genesene Crew genießt Tapas und feiert mit Sekt in Meggies Geburtstag hinein. Nach Eierkuchen als Geburtstagsfrühstück machen sich einige zu einer kleinen Stadterkundung auf, während die Robben der Crew die Wassertemperatur am Strand der Stadt testen.


Nachmittags laufen wir trotz abnehmender Winde wieder aus, um Strecke Richtung Santander im Osten zu machen. Mühsam nutzen wir bei nördlichen Winden mit 1 bis 3 Windstärken jeden müden Lufthauch, kommen so aber auch etwa 15 Meilen in 7 Stunden voran! Die gute Laune lassen wir uns nicht verderben und genießen einen von zahlreichen wunderschönen Sonnenuntergängen. Um 21 Uhr entscheiden wir uns bei völliger Flaute dem Geschaukel und Schlagen der Segel ein Ende zu bereiten und helfen für die letzten 5sm bis in den winzigen Hafen von Lastres mit der Maschine nach. Die massiven Hafenmauern dort versprechen zumindest mehr Wind, als wir bisher erleben durften. Beeindruckend, mit welcher Macht hier die Wellen manchmal gegendonnern müssen! Hinter den Betonungetümen beeindruckt uns aber vor allem das malerische Dorf, das sich steil an den Berg anschmiegt.





Lastres im letzten Abendlicht


Leider bleibt uns für die Erkundung keine Zeit, denn es gibt wieder einen Hauch von Wind, den wir gleich ausnutzen wollen. Ganz nach dem Motto „Morgenstund hat Gold im Mund“ setzen wir bei Sonnenaufgang mit dem Gennaker unsere Fahrt fort. Anstatt früher Vögel und Würmern begleiten uns bald ein Dutzend Delfine und bei leichten Winden können auch schon fast alle Seglerinnen und Segler wieder den wunderbaren Segeltag und das leckere Kartoffelgratin genießen.

Anscheinend haben aber nicht alle aufgegessen, denn als wir gegen 2 Uhr nachts Santander erreichen und uns unter Maschine an den großen Hafenanlagen vorbei tasten, regnet es bereits in Strömen. Um 3 Uhr morgens machen wir völlig durchnässt in der Marina de Santander fest. Das hält uns aber nicht davon ab, draußen noch ein „Anlegerbierchen“ im Ölzeug zu trinken, bevor wir uns schlafen legen. Während ein Teil der Crew tagsüber die Stadt erkundet, wechselt der andere nur das Boot und macht eine Hafenrundfahrt mit einem Öko-Katamaran. Der Abend wird für Skat und Doppelkopf genutzt, dankenswerterweise wird der Zettel mit den Punkteständen später noch verbummelt.


Am nächsten Tag legen wir nachmittags bei NW 4 ab, jetzt geht es zurück nach Westen. In der Nacht briest es weiter auf, NW 5 – 6 Bft sind angesagt. Die Crew ist inzwischen ganz schön fit geworden und so machen wir ohne weitere Opfergaben mit perfekt eingestellten Segeln gegen an gute Strecke. Wind und Welle beruhigen sich bald, inzwischen hatte auch Rasmus seinen Schluck bekommen. In Gijón stoppen wir für Duschen und bereiteten ein ausgiebiges Abendessen. Es sollte die letzte Dusche der nächsten fünf Tage werden, aber wie heißt es so schön: „Wir sitzen alle im gleichen Boot“. Da war dann auch der Knoblauch im Dip kein Problem mehr.


Um 7.45 Uhr legen wir am nächsten Morgen ab und kreuzen bei WSW 6 nach Nordwesten. Kurz nachdem wir mit einer Crew, die so gut gelaunt ist, wie die Segel getrimmt sind, Cabo Peñas passieren, reißt plötzlich mit einem lauten Knall das Fall des Kutterstags. Das Staysail kann zwar zum Glück schnell und ohne Beschädigung geborgen werden, aber ohne Kutterstag könnten wir nur die Genua setzen, die für die herrschenden Winde aber schon nicht mehr vorgesehen ist. So entschließen wir uns, im Schutz der Bucht von Cudillero eine Reparatur zu wagen und Günther in den Mast zu winschen, um das Fall neu einzuscheren.





Blick von der 2. Saling (ca. 13 m) aufs Deck


Dicht an die Felsen geschmiegt, um dem Schwell auszuweichen, gelingt es, das Fall zu kürzen und neu zu befestigen. Den Bewohnern des kleinen Örtchens bieten wir so sicherlich ein seltenes Schauspiel. Zur Belohnung gibt es eine kleine Badepause, bevor wir wieder auf Kurs gehen. Ohne weitere Zwischenfälle segeln wir die Nacht durch und erreichen nachmittags die Bucht von Ría de Barqueiro, wo wir vor einem verlassenen Sandstrand ankern und baden. Seitdem hat die Redewendung „Halt die Klappe!“ eine ganz neue, besonders wertvolle Bedeutung!


Wir genießen ein umfangreiches Frühstück mit French Toasts, haben diese Stärkung für einen Tag voller Segelwechsel aber auch gebraucht: Bei wechselnden 2 Windstärken versuchen wir jedes Leichtwindsegel mehrmals zum Stehen zu bringen, jedoch vergeblich: die alte Dünung meint es nicht gut mit uns und so entschließen wir uns, die Flautennacht in der Bucht von Cedeira schaukelfrei zu verbringen. Wir werfen den Anker im letzten Abendlicht kurz nach 22 Uhr und genießen im Abendlicht ein spätes, aber sehr leckeres Curry mit Wassermelone.


Das obligatorische Morgenbad läutet den nächsten Tag ein,





morgendliches Bad vor Anker auf


kurz darauf segeln wir mit dem auf 3 – 4 Bft zunehmenden Nordwind weiter nach Westen und kommen gut voran. Aus gegebener Notwendigkeit – es ist der fünfte Tag ohne Dusche – legen wir gegen 17 Uhr für einen kurzen Boxenstopp in A Coruña an. Neben uns versorgen wir auch das Wappen mit Wasser und ergänzen die Lebensmittelvorräte. Bereits um 22 Uhr legen wir während eines wunderschönen Sonnenuntergangs wieder ab und segeln bei NE 4 in die Nacht hinein. Es wird eine der schönsten Segelnächte mit konstanter Backstagsbrise, vielen Sternschnuppen und Fischern, die sich netterweise von uns fernhalten.


Tagsüber hält der Wind an, so dass wir gut Strecke machen können und bald am berühmten Kap Finisterre vorbeisegeln. Hinter „dem Ende der Welt“ geht es zwar prinzipiell weiter, jedoch schläft nachmittags der Wind wieder ein, so dass sich die letzten Meilen bis Portosín ziehen. Die Crew lässt sich nicht unterkriegen und überbrückt die Zeit gut gelaunt mit Essen und Musik. Nach mehrfachem „Umparken“ in der Marina liegen wir schließlich längsseits am Steg und kehren bei Pietro ein, der uns mit Muscheln, frischem Fisch, Pizza und vor allem selbstgebranntem Schnaps verwöhnt.


Mit leichten, nördlichen Winden segeln wir die Westküste Spaniens weiter nach Süden, vorbei an den Naturreservaten Islas Ons und Islas Cíes. Leider hat uns die Erlaubnis, die Inseln besuchen zu dürfen, erst in Bremen erreicht, so dass wir die beeindruckenden Felsen der Islas Cies nur aus der Ferne bewundern konnten. Stattdessen finden wir in der Bucht von Ensenada da Barra einen adäquaten und geschützten Ankerplatz vor Felsen und weißem Sandstrand.


Nach dem Morgenbad legen wir ab und nutzen Zeit und Bucht für Manöverübungen unter Maschine und Segel. So können die werdenden Wachführerinnen und Wachführer noch einmal zeigen, was sie auf dieser Reise gelernt haben. Nachdem in Vigo Diesel gebunkert wurde und das Schiff endlich sicher vertäut und gründlich geputzt im Hafen liegt, kann der letzte Abend beginnen. Die Umgebung der Marina Davila ist leider fast nur von Industrie geprägt, so nehmen wir uns zwei Taxen zur Restaurant-Empfehlung der Hafenmeisterin. Es wird ein lauter, lustiger und langer Abend.


Anna Sophia Redeker, Jonas Polkehn, Kornelia Martens

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